Käferwelten

Drei zufällige Käferfunde in unserem Garten offenbaren, wie alles miteinander verbunden ist: Tiere, Pflanzen, Pilze und wir Menschen.

Kürzlich hatte ich Besuch von dem passionierten Insektenfotografen Hans-Michael Trautnitz – ich habe schon in meinem Artikel über die Wildbienen darüber berichtet. Ein paar Käfer sind ihm auch vor die Linse gekrabbelt und nach ein bisschen Recherche haben wir Spannendes über diese Arten herausgefunden. Mein Dank gilt Hans-Michael, dass ich seine Fotos hier veröffentlichen darf!

Kleiner Halsbock (Pseudovadonia livida)

Mag Pollen und Pilze

Recht auffällig präsentierte sich der Kleine Halsbock der Kamera. Es handelt sich um einen Vertreter der Bockkäfer, die an den langen, geschwungenen Fühlern zu erkennen sind. Sie haben schlanke Körper und sind oft auffällig bunt gefärbt.

Der kleine Halsbock mag Pollen und Nektar von Blüten, die diese Schätze nicht verstecken, sondern offen präsentieren, z. B. Margeriten oder Schafgarben. Besonders faszinierend finde ich aber die Lebensweise seiner Larven. Diese entwickeln sich in der Erde. Und zwar dort, wo das Geflecht eines bestimmten Pilzes anzutreffen ist, des Nelken-Schwindlings. Der Nelkenschwindling ist ein sehr leckerer Speisepilz, der in unserer Region gern auf kurz gehaltenen, aber nicht zu stark gedüngten Rasenflächen wächst. Ich habe ihn schon öfter in Vorgärten oder auf Rasenstreifen an der Straße gefunden.

Wollkrautblütenkäfer (Anthrenus verbasci)

Kleinkarierter Pulloverfresser

Den Wollkrautblütenkäfer hätte ich ohne den scharfen Blick des Experten nicht gefunden. Er wirkt „kleinkariert“ und ist dadurch sehr gut getarnt. Auch er ist ein Pollen- und Nektarfresser. Leider musste ich erfahren, dass seine Larven gern Wolle und Haare von Tierpelzen verspeisen. Ich sollte also dringend einmal die Kiste mit der eingewinterten Wollkleidung kontrollieren. Allerdings hoffe ich, dass er auch mit Haaren aus Mäuse- oder Vogelnestern vorlieb nimmt.

Langrüsseliges Stockrosen-Spitzmäuschen (Rhopalapion longirostre). Foto: Hans-Michael Trautnitz

Kam als blinder Passagier

Auch der dritte Käfer fällt nicht so ohne Weiteres ins Auge. Es handelt sich um das Langrüsselige Stockrosen-Spitzmäuschen. Rüsselkäfer sind – wie der Name schon sagt – an ihrem Rüsselchen zu erkennen. Die Stockrosen-Spitzmäuschen turnen an den Knopsen der Stockrosen herum, wo sie sich paaren und ihre Eier ablegen. Zwischendurch fressen sie kleine Löcher in die Blätter. Sie sind dabei in guter Gesellschaft, denn es gibt mehrere weitere Rüsselkäferarten, die auf Stockrosen und anderen Malvengewächsen leben: der Kräftige Stockrosenspitzmausrüssler, das Zweifarbige Malven-Spitzmäuschen und der Krummrüsslige Stockrosenspitzmausrüssler. Unser Fotomodell ist übrigens ein Neophyt und wurde zusammen mit den Stockrosen aus deren ursprünglicher Heimat in Südeuropa oder Ostasien zu uns gebracht.

Von drei zufällig gefundenen Käfern in unserem Garten erfahre ich also, dass ganz in der Nähe leckere Speisepilze wachsen müssen, dass meine Wollkleidung vielleicht bald durchlöchert sein wird und dass die Stockrose bei Ihrer Einführung als Gartenpflanze einen blinden Passagier mitgebracht hat. Alles ist miteinander verbunden. Pflanzen, Tiere, Pilze und der Mensch!