Nester, Misteln, Hexenbesen

Wenn die Bäume kahl sind, fallen allerhand kugelige und struppige Gebilde im Geäst auf. Ich möchte euch ein paar davon vorstellen.

Wirres Gestrüpp in Birken

In Birken sitzen manchmal sogenannte „Hexenbesen“. Sie werden von einem Pilz verursacht, genauer gesagt von dem Schlauchpilz Taphrina betulina. Die Pilzsporen befallen den Ast im Frühjahr. Die Reizstoffe des Pilzes führen dazu, dass sämtliche schlafenden Knospen zu kleinen Zweigen austreiben. An diesen Zweiglein bilden sich weitere Knopsen, die widerum austreiben, so dass dichte Zweigbüschel entstehen. Daran entwickeln sich zwar Blätter, diese fallen aber sehr schnell wieder ab. So hat der Pilz freie Bahn, um sich weiter zu verbreiten.

Hexenbesen in einer Birke

Auch an Kiefern und Fichten findet man Hexenbesen. Sie sind zwischen den immergrünen Zweigen schwieriger zu entdecken. Die Hexenbesen sind dort nicht auf einen Pilz, sondern auf eine Wuchsanomalie zurückzuführen. Solche erblichen Veränderungen werden für den Gartenbau selektiert, um kleinwüchsige Zierbäumchen heranzuziehen.

Misteln sind im Nordwesten selten

Manchmal werden die Hexenbesen mit Misteln verwechselt. Misteln sind aber wintergrün, sie haben gleichmäßig gegabelte grüne Äste mit ganzjährig grünen Blättern. Im Emsland ist nur ein einziger natürlicher Standort der Mistel bekannt. Er befindet sich in einer Pappel in der Haseaue zwischen Bokeloh und Dörgen.

Schlafplatz in luftiger Höhe

Ganz überrascht war ich, als ich mitten in Meppen direkt an einer Straße mehrere Eichhörnchenkobel im Geäst entdeckte. Eichhörnchenkobel sind rundherum mit Laub abgedichtet. Sie befinden sich oft in schwindelnder Höhe und sind mit ca. 25 cm Durchmesser überraschend klein. Meist baut sich das Eichhörnchen gleich mehrere Ausweichquartiere in der Nähe. Falls ein Marder den Kobel entdeckt, wird schnell mit dem Nachwuchs in eine Ersatzwohnung umgezogen.

Lichtdurchlässiger Kuppelbau

Schon von Weitem sind in höheren, einzeln stehenden Bäume kugelige Elsternnester zu erkennen. Im Gegensatz zum Kobel ist das Elsternnest durchscheinend. Die Nistmulde ist von einer Kuppel aus längeren, sperrigen Zweigen überdeckt, damit Nesträuber wie Rabenkrähen oder Greifvögel nicht zulangen können.

Elstern bauen manchmal mehrere Nester und lassen einige davon unbenutzt. Diese bleiben dann meist ohne Kuppel und werden gern von Waldohreulen oder Turmfalken angenommen.

Klauen und bauen

Während Rabenkrähen und Elstern die Alleinlage bevorzugen und Artgenossen aus ihrem Revier vertreiben, leben Saatkrähen in Kolonien. Das können 10, 20 oder über 100 Nester sein, je nachdem, wieviel Brutplatz vorhanden ist. Oft sind die Nester dicht an dicht angelegt. Sie werden jedes Jahr wieder genutzt. Ab Februar beginnen die Krähenpaare mit den Renovierungsarbeiten. Dabei muss einer der beiden Partner stets das Nest bewachen, denn die Äste werden gern von den Nachbarn stibitzt. Das ist schließlich einfacher, als nach neuen Ästen in der Umgebung zu suchen.

Also, ein Spaziergang unter kahlem Geäst muss nicht langweilig sein. Einfach mal nach oben schauen. Viel Spaß dabei!