Vor ein paar Tagen habe ich tatsächlich die erste blühende Forsythie entdeckt! Sie wächst an einem Ackerrand in voller Sonne. In der älteren Literatur ist als Blütezeit für die Forsythie die Zeit um Ostern angegeben, Anfang bis Mitte April. Neuere Quellen geben Mitte März an. Aber jetzt haben wir erst Februar!
Die Forsythienblüte spielt eine besondere Rolle für den Deutschen Wetterdienst. In ganz Deutschland beobachten Naturfans die Sträucher und melden die ersten Forsythienblüten, denn damit beginnt die zweite Phase des Frühlings im phänologischen Kalender.
Wonach siehts denn aus?
„Phänologisch“ bedeutet „auf das äußere Erscheinungsbild bezogen“. Fragen wir, welche Jahreszeit gerade herrscht, lautet demnach die Rückfrage: Wonach siehts denn aus? Blühen schon die Haselsträucher? Oder die Forsythien? Oder gar die Apfelbäume? Die Jahreszeiten werden nach der Entwicklung der Natur eingeteilt. Das ist auch für unser eigenes Empfinden logischer, als einfach auf den Kalender zu schauen und festzustellen, dass der Frühlingsanfang ja erst am 21. März ist und daher jetzt noch Winter sein muss.
Im phänologischen Kalender wird der Frühling in die folgenden drei Phasen eingeteilt:
- Vorfrühling: Wenn die Hasel blüht, geht es langsam los.
- Erstfrühling: Blühen die Forsythien, dann ist erst richtig Frühling.
- Vollfrühling: Blühen die Apfelbäume, dann haben wir voll Frühling 😉
Insgesamt wird der phänologische Kalender in 10 Jahreszeiten eingeteilt. Wer mag, kann sich den Kalender hier kostenlos als pdf herunterladen und in den Außenkreis selbst die beobachteten Blühzeiten eintragen.
Welche phänologische Jahreszeit wir aktuell haben, kann man hier auf der Seite des Deutschen Wetterdienstes ablesen.
Ist das jetzt der Klimawandel?
Ja und nein. Eine Forsythienblüte macht noch keinen Frühling, da müssen schon mehr Meldungen eingehen. Mich hat das interessiert und ich habe mich durch die Tabellen und Statistiken beim Deutschen Wetterdienst geklickt. In den Statistiken über mehrere Jahre ist ersichtlich, dass der Blühbeginn sehr starken Schwankungen unterliegt. Während 2013 die Forsythien erst Ende März blühten, haben sie 2014 Mitte bereits Februar ihre Kelche geöffnet. Und 2015 dann wieder erst Mitte März. Es ist ein Auf und Ab, je nach Dauer und Härte des Winters.
Längere Vegetationsperioden
Erst im langjährigen Mittel lässt sich erkennen, dass die Winter tatsächlich immer kürzer werden. Dauerte der Winter in den Jahren 1950 bis 1981 im Mittel noch 122 Tage, sind wir inzwischen bei 95 Tagen angelangt. Anders herum gesagt: Die Vegetationsperiode, also die Zeit, in der die Pflanzen wachsen, blühen und fruchten, wird immer länger. Das ist erst einmal nichts Schlechtes. Die Ernten werden üppiger, jedenfalls wenn Land- und Forstwirtschaft es schaffen, rechtzeitig auf dürreresistenze Pflanzen umzustellen. Das Gras wächst länger auf den Weiden und steht damit für einen längeren Zeitraum als Viehfutter zur Verfügung. Zudem führt die längere Wachstumsperiode der grünen Pflanzen dazu, dass mehr CO2 gebunden wird. Dadurch bremst der Klimawandel sich quasi selbst aus.
Allerdings ist die Erderwärmung leider ein globales Problem. Betrachten wir nicht nur Mitteleuropa, sondern auch die sich ausdehnenden Wüsten und abschmelzenden Polkappen, sieht das leider schon wieder anders aus. Aber darum soll es in diesem Artikel gar nicht gehen.
Heute möchte ich einfach den Blick für den Wechsel der Jahreszeiten in der Natur öffnen und zu genauem Beobachten einladen. Jetzt haben wir Vorfrühling. Freuen wir uns über die Blüten, die die Natur uns schenkt!