„Kann man den essen?“ So lautet in der Regel die erste Frage, wenn ich auf einer Exkursion einen Pilz vorstelle. Möglicherweise ist diese Frage so spannend, weil das Pilzesammeln eine der letzten Möglichkeiten darstellt, sich Nahrung direkt aus der Natur zu beschaffen. Dabei gibt es Hunderte von Pilzarten verschiedenster Formen und Farben, die vielleicht nicht giftig sind, sich aber allein von der Konsistenz her überhaupt nicht für den Speiseplan eignen.
Tatsächlich ist der Umgang mit Pilzen in Deutschland und in unseren Nachbarländern sehr unterschiedlich. Ein Naturfreund aus den Niederlanden schreibt mir: „In den Niederlanden ist das Sammeln von Pilzen fast ausgestorben, und dadurch auch die Kenntnis darüber fast Null.“ Das Sammeln von Pilzen (Paddestoelen = „Krötenstühle“) ist dort generell verboten, aus Naturschutzgründen. In Deutschland gibt es solche Sammelverbote nur in Schutzgebieten. Allerdings kennen die meisten Menschen ohnehin nur 2 – 3 Speisepilzarten und beschränken sich beim Sammeln auf diese. Bedenklicher finde ich, dass manche Menschen reflexartig Pilze zertreten, weil es sich um Giftpilze handeln könnte.
Kürzlich empfahl ich jemandem, der sich bei der Pilzbestimmung unsicher fühlte, sich mit seinem Fund an einen Pilzberater, z. B. in einer Apotheke, zu wenden. Eine polnische Bekannte bekam das Gespräch mit und brach in Gelächter aus: In Polen sei das Pilzesammeln ein Volkssport. Bei feuchtwarmem Herbstwetter würden alle Menschen morgens um 5 Uhr in die Wälder ausschwärmen. Bereits um 9 Uhr fände man dort keinen einzigen essbaren Pilz mehr. Niemand käme dort auf den Gedanken, in einer Apotheke nachzufragen, ob die Pilze unbedenklich verzehrt werden können. Das Wissen um Pilze gehöre dort zur Allgemeinbildung.
So unterschiedlich sind die Gebräuche von West nach Ost!
Mehr Pilze gibt es in diesem kleinen Naturfilm: