Auf frischer Tat…

In diesem Jahr gibt es viele Haselnüsse. So viele, dass der Haselnussbohrer es nicht geschafft hat, sie alle anzubohren. Umso besser, denn die Haselnuss ist ein echter Power-Strauch!

Unter dem Haselnussstrauch in unserer Einfahrt prasselt es. Jeden Tag gehe ich mit einem Körbchen raus und sammle die heruntergefallenen Nüsse ein. Nicht immer sehe ich sofort, wenn ein Loch darin ist. Aber hier habe ich den Täter auf frischer Tat ertappt. Es handelt sich um die Larve des Haselnussbohrers, das ist ein Rüsselkäfer, der aussieht, als wäre er mit kurzen braunen Härchen bedeckt. Die „Maus“ hat ein tolles Video dazu gemacht, wie die Löcher in die Nuss kommen.

Wie das Loch in die Nuss kommt

Das Rüsselkäferweibchen bohrt die Nuss an und legt ein Ei hinein. Das ergibt aber nur ein sehr kleines Loch, das kaum auffällt. Wenn die Larve aus dem Ei geschlüpft ist, frisst sie sich an dem Nusskern satt. Hans-Jürgen Press verrät in seinem unübertroffenen Buch „Der Natur auf der Spur“ einen Trick, wie man die Larve in der Nuss sogar schmatzen hören kann: Man legt sich ein Blatt Papier aufs Ohr und darauf die Nuss. Dadurch wird das nagende Geräusch in der Nuss verstärkt und der Täter ist ent“larvt“.

Wenn die Larve herangewachsen ist, bohrt sie sich mit ihren starken Kiefern aus der Nuss heraus. Dieses Loch ist dann nicht mehr zu übersehen. Die Larve verpuppt sich im Erdboden und im nächsten Jahr kommt ein Käfer zum Vorschein. Der Zyklus beginnt von vorn.

Superfood

Verstehen kann ich die Käfer gut. Nüsse sind Superfood! Sie bestehen zu 14 % aus Proteinen. Außerdem enthalten sie Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen, die Vitamine B und E und natürlich die begehrten ungesättigten Fettsäuren.

Junge Blätter der Haselnuss und der rotlaubigen Lambertsnuss sind essbar.

Es begann in der Haselzeit

Kein Wunder, dass die Haselnuss vermutlich einen beträchtlichen Anteil daran hat, dass die Menschen in Europa seßhaft wurden! Es gab nämlich nach der letzten Eiszeit eine Periode, in der Haselsträucher eigentlich überall wuchsen – jedenfalls sind große Mengen an Pollen in entsprechenden Schichten der Moore gefunden worden.

Nicht nur die Nüsse, auch die jungen Blätter sind essbar. Ich hatte im Frühjahr immer ein paar Haselblätter in meinem Smoothie, und zwar von der rotlaubigen Sorte (Lambertsnuss), weil das eine schöne Farbe gibt.

Zauberstab und Wünschelrute

Da die Hasel also so eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden ist, ranken sich zahlreiche Geschichten, Brauchtümer und Aberglaube um die Nuss. Mit einer Wünschelrute aus Haselnuss lasse sich demnach Erz aufspüren. Aber auch verirrtes Vieh, entsprungene Verbrecher und gesunkene Schiffe könnten damit wiedergefunden werden. In alten Zauberbüchern gibt es komplizierte Anleitungen, wie eine Nuss zu preparieren ist, damit sie den Träger unsichtbar macht oder gar gegen Abwesende Schläge austeilt.

Von tatsächlichem Nutzen ist das Haselholz. Es findet für Wurfspeere, Bögen, Gitter, Blumenstäbe, Spazierstöcke, Fassreifen, Zeichenkohle und Schießpulver Verwendung. Für erste Schnitzübungen eignen sich gerade fingerdicke Stöcke. Die Rinde lässt sich einschneiden und streifenweise abziehen, so dass hübsche Muster eingearbeitet werden können.

Nussknacker gibt es in vielen Variationen

Wer knackt am besten?

Und was mache ich nun mit den vielen Nüssen? Die kommen als abendliche Knabberei auf den Tisch – zum Selbstknacken. Ich besitze ein ganzes Sortiment unterschiedlicher Nussknacker, die meisten sind allerdings eher für Walnüsse geeignet. Im Netz fand ich gerade dieses Modell – dabei werden zwei Holzwürfel aufeinandergeschlagen. Das ist für die nächste Party doch genau das richtige.

Ganz ohne Nussknacker kommen die Eichhörnchen aus. Sie haben nämlich einen eingebaut: ihre scharfen, gebogenen Nagezähne und der geteilte Unterkiefer, der um zwei bis drei Millimeter gespreizt werden kann. Zuerst nagt das Tier eine Kerbe in die Schale, dann schiebt es die unteren Nagezähe hinein und bewegt sie auseinander. So zerspringt die Nuss in zwei Hälften.

Eichhörnchenfans können hier meine tolle Broschüre mit vielen weiteren Beobachtungstipps bestellen.