Viele attraktive Gartenpflanzen samen sich selbst aus und suchen sich einen Platz, der ihnen besonders zusagt. Daher ist es besonders im Frühjahr wichtig, erst einmal zu schauen, was alles so aus dem Boden kommt.
Unter dem Stichwort „antiautoritärer Garten“ oder „Blackbox-Gardening“ ist ein neuer Trend in die Gärten eingezogen – eine Strategie, die wir schon lange bei uns anwenden, ohne dem Ganzen einen Namen zu geben: Pflanzen dürfen mitbestimmen, wo sie wachsen! Die Falsche Alraune verströmt ihren Maiglöckchenduft gern im Schatten unter Gehölzen. Manchmal allerdings auch in Blumenkübeln, wo sie natürlich weichen muss. Der Islandmohn hat es sich dekorativ an den Beetumrandungen aus Naturstein bequem gemacht. Der Goldlack bevorzugt Pflasterritzen – in einem extensiv genutzen Bereich des Hofes darf er das. Unser Lehmboden ist nämlich so fett, dass er in den Beeten nicht zurecht kommt, sondern auf den Pflastersand ausweichen muss.
Die Dynamik dieser eigensinnigen Pflanzen ist uns recht. Es entsteht ein naturnahes Gartenbild mit vielen Überraschungen. Wir müssen kaum noch etwas pflanzen, die Beete grünen und blühen ab April ganz von selbst. Überdies sind die vorwitzigen Selbstversamer ausgesprochen insektenfreundlich – denn ohne Bestäubung würden sie gar keine Samen ansetzen, mit denen sie sich dann verbreiten könnten. Etwas Lenkung benötigt diese Vorgehensweise natürlich trotzdem, denn was allzu dicht steht, kann nicht gedeihen und es gibt tatsächlich auch in unserem Garten ein paar etwas schüchternere Stauden, die wir vor dem überbordenden Lebenswillen der Selbstversamer beschützen müssen.

Wenn auch ihr euren Gartenpflanzen etwas Mitbestimmung erlauben möchtet, wartet einfach mit dem Jäten, bis sich zeigt, was aus den kleinen frisch gekeimten Pflanzen im Frühjahr wird. Handelt es sich tatsächlich um eine Gartenpflanze oder um ein Wildkraut? Steht sie an der selbst gewählten Stelle euren Plänen nicht im Weg? Dann belasst sie einfach dort.