Die Vögel zwitschern wieder. Ist das nicht herrlich? Die Amsel ist zu hören, die Heckenbraunelle, die Meisen und das Rotkehlchen. Aber die sind im Winter hiergeblieben. Wann kommen die Zugvögel zurück? Und wer wird in diesem Jahr der erste sein?
Manche haben es nicht so weit
Kürzlich habe ich Kraniche über die Stadt ziehen hören. Sie kommen aus dem Süden, sie wollen in ihre Brutgebiete, von denen es auch in Deutschland einige gibt. Kraniche sind Kurzstreckenzieher, sie verbringen den Winter im Süden Europas, meist in den Korkeichenwäldern Andalusiens. Da sie es nicht so weit haben, gehören sie zu den ersten Rückkehrern. Bis Mitte März treffen außerdem meist die Feldlerchen, der Zilpzalp und der Hausrotschwanz ein. Unser Zilpzalp, der im Frühjahr jeden Tag die Mirabellenblüten zu zählen scheint, ist noch nicht da.
Wann die Teilzieher eintreffen, ist schwer zu sagen, denn einige von ihnen sind ohnehin vor Ort geblieben. Die Heckenbraunelle verteidigt ihr Revier bereits. Die Weibchen singen übrigens ebenso, wie die Männchen. Das haben wir schon bei den Rotkehlchen kennengelernt. Wenn sich andersgeschlechtliche Artgenossen in der Nähe niederlassen, ist das kein Problem. Die Reviere von Männchen und Weibchen können sich überlappen, eine weibliche Heckenbraunelle paart sich durchaus mit mehreren Männchen und die Brutpflege wird auch gern aufgeteilt. Zu den Teilziehern gehören noch Singdrosseln, Stare, Grünfinken und Erlenzeisige.
10.000 km im Nachtflug
Anfang bis Mitte April treffen die Langstreckenzieher bei uns ein: Rauchschwalbe, Gartenrotschwanz, Nachtigall, Mönchsgrasmücke und einige mehr. Sie haben südlich der Sahara überwintert und sind bis zu 10.000 km geflogen. Diese für uns Menschen fast unvorstellbare Leistung der kleinen Vögel beschäftigt die Forscher schon lange. Durch moderne Methoden wie Beringung, Ausstattung mit Mini-Sendern und Beobachtung über Radarstationen konnten viele Rätsel aufgeklärt werden. So weiß man inzwischen, dass Singvögel die Wüste nicht im Non-Stopp-Flug überqueren, sondern nachts fliegen, während sie tagsüber möglichst im Schatten rasten. Auf Nahrung und Wasser müssen sie dabei allerdings verzichten. Die Vögel nutzen bei ihrem nächtlichen Zug günstige Winde aus. Im Herbst ziehen sie unterhalb von 1.500 m Höhe und profitieren dabei von den aus Nordost wehenden Passatwinden. Im Frühling steigen die meisten Singvögel über den Bereich der Passatwinde hinaus in Höhen bis über 2.400 m, wo sie aus Südwesten kommende Antipassatwinde nutzen.
Ende April, Anfang Mai treffen die letzten Zugvögel ein: Mauersegler, Pirol und Sumpfrohrsänger gehören dazu. Nach drei Monaten fliegen sie meistens schon wieder zurück nach Afrika.
Zugvogelkalender
Im letzten Jahr hatte ich einen phänologischen Kalender vorgestellt, an dem die Jahreszeiten anhand der Blüte verschiedener Pflanzen abgelesen werden können. Hier ist der Jahreskreis nun mit den eintreffenden Zugvögeln zu sehen:
Wer sich einen Überblick über die jährlichen Zugbewegungen verschaffen möchte, findet übrigens viele Daten auf der Seite ornitho.de, auf der ornithologisch interessierte Menschen ihre Beobachtungen eintragen können. Von Jahr zu Jahr schwanken die Daten stark. Späte Kälteeinbrüche, Starkregen oder Stürme erschweren in manchen Jahren den Rückflug und lassen die Zugvögel erst sehr spät eintreffen. Wir dürfen gespannt sein, wie es sich in diesem Jahr, nach dem bisher sehr milden Winter, entwickelt.