Hagerose, Hundsrose, Heckenrose,
von den Wegelagerern bist du mir die Liebste;
du bestichst durch die Schlichtheit einer
Königin Mutter.
Während Flieder, Rotdorn und Heckenkirsche
früh schon ihre Blüten verschenken,
hangelst du noch heimlich höher in alte Eichen,
häkelst in Zäunen.
Hab dich selbst auf staubigem Bahndamm angetroffen,
über karge Viehweiden wachst du,
wenn die Junisonne sich wendet,
Ländlichschönste der Blumen.
Manchen Feldweg hältst du versperrt,
doch jeden Tropfen Blut, den du mir genommen,
gibst du zurück nach klirrendem Frost,
wenn weich dein Buttenmark zergeht.
Einmal fand ich in deinen Zweigen
wirre Knollen, herbe struppige Äpfel,
die ich unters Kissen legte –
da wuchs die Hecke riesengroß.
Ein Gedicht von Jutta Over aus dem Gedichtband „Spazierstücke“.